Gütekraft erforschen und verbreiten
Das Wort Gewaltfreiheit wird in der Öffentlichkeit anders verstanden als unter Insidern der sozialen Bewegungen. In der Öffentlichkeit wird darunter, wie das Wort sagt, zumeist ein Unterlassen verstanden: keine Gewalt anwenden. Bei Insidern bezeichnet das Wort ein bestimmtes Konzept der Konfliktaustragung, darum sprechen viele auch von „aktiver Gewaltfreiheit“ oder von „gewaltfreier Aktion“. Mohandas K. („Mahatma“) Gandhi nannte das Konzept Satjagrah (engl. Schreibweise: satyagraha). Es wird seit einigen Jahren bei uns mit dem Begriff Gütekraft bezeichnet. Damit ist zugleich der Kern des Konzepts gemeint, die Dynamik, die bei dieser Art des Vorgehens zur Wirkung kommt. Sie erscheint gegenüber den gängigen Verstehensmustern für Konflikt-Interaktionen ungewöhnlich. In der Öffentlichkeit sind das Gütekraft-Konzept und die damit zusammenhängende Dynamik kaum bekannt.
In einem Forschungsvorhaben, das mehrere Projekte umfasst, wird die Gütekraft wissenschaftlich erforscht. Anschließend sollen die Hauptergebnisse in allgemein verständlicher Form (auch z.B. durch Seminare, Unterrichtsmaterialien, Filme etc.) publiziert werden. Für diese Anliegen wurde, von Martin Arnold angestoßen, 1998 die Arbeitsgruppe Gütekraft gegründet, die aus wissenschaftlich Tätigen und aus Engagierten der Bewegung besteht, s. www.guetekraft.net . Gemeinsam mit ihr hat das IFGK mehrere Forschungstage zum Thema Gütekraft durchgeführt. Auf den Studientagen des IFGK haben Gütekraft-Themen inzwischen einen festen Platz.
Das wissenschaftliche Vorhaben soll Wirkungsweisen, Reichweite und Grenzen der Gütekraft und damit das Profil dieser Dynamik und dieses Konzepts klären, u. a. mit dem Ziel, die Plausibilität für gewaltfreies, gütekräftiges Vorgehen in angemessener Weise zu erhöhen.
Projekte und Produkte
Projekte, Produkte
a) Aus dem Impuls sind inzwischen mehrere wissenschaftliche Projekte entstanden, von denen die psychologische Arbeit von Burkhard Bläsi als Buch vorliegt, vom IFGK veröffentlicht: „Konflikttransformation durch Gütekraft“, siehe Veröffentlichungen.
b) Aus einem Seminar zur Gütekraft an der Universität Marburg entstand die Studie von Jan Heider, vom IFGK als Arbeitspapier 21 veröffentlicht:
„Ein sozialphilosophisches Weiterdenken des Gütekraftverständnisses von Hildegard Goss-Mayr“, siehe Veröffentlichungen.
c) Das von der Deutschen Stiftung Friedensforschung geförderte und von Prof. Dr. Heinz-Günther Stobbe, Universität Siegen, betreute Forschungsprojekt zur Gütekraft sowie die Promotion von Martin Arnold wurden 2011 mit der Publikation der Ergebnisse in vier Büchern abgeschlossen:
- Gütekraft. Ein Wirkungsmodell aktiver Gewaltfreiheit nach Hildegard Goss-Mayr, Mohandas K. Gandhi und Bart de Ligt. Mit einem Geleitwort von Johan Galtung; Nomos-Verlag, Baden-Baden. 2011. Reihe Religion – Konflikt – Frieden: 4. 284 S., ISBN 978-3-8329-6975-2 , 19 Euro
- Gütekraft – Hildegard Goss-Mayrs christliche Gewaltfreiheit; Verlag Bücken & Sulzer, Overath. 2011. 149 S., ISBN 978-3-936405-65-1, 12,50 Euro
- Gütekraft – Gandhis Satyagraha; Verlag Bücken & Sulzer, Overath. 2011. 411 S., ISBN 978-3-936405-66-8, 24,80 Euro
- Gütekraft – Bart de Ligts humanistische Geestelijke Weerbaarheid; Verlag Bücken & Sulzer, Overath. 2011. 321 S., ISBN 978-3-936405-67-5, 17,90 Euro
Mehr zum Projekt, den Publikationen, zum Autor und Referenzen: www.martin-arnold.eu
Die Ergebnisse wurden beim IFGK-Studientag am 15. Oktober 2011, dem fünften Forschungstag Gütekraft, vorgestellt und diskutiert. Sie enthalten viele Anregungen für die weitere Forschung. Diese sind in den Texten gekennzeichnet.
Weitere Forschungsfragen zur Gütekraft sind aufgelistet in Gütekraft-Forschung.
Wer das Wissen zur Gütekraft weiterentwickeln möchte, ob durch Seminar-, Qualifikations- oder sonstige Arbeiten, ist herzlich willkommen, zur Beratung mit uns Kontakt aufzunehmen.
Beschreibung mit Hintergrundinformationen finden sich auf www.martin-arnold.eu/